Was genau regt Entwicklungen im Gehirn an? Wie schon erwähnt: Wiederholen, Wiederholen, Wiederholen. Üben, Üben, Üben. Machen, Machen, Machen. Richtig: "use it or lose it". Alles was oft dran kommt, wird im Kopf stabilisiert. Bis es "sitzt". Das gilt nicht nur für Fähigkeiten, sondern auch für Verhaltensweisen und Gewohnheiten.
Im Gehirn entstehen dabei Netzwerke durch Verknüpfungen von Nervenfasern. Also Netzwerke, die Nervenzellen über ihre Nervenfasern untereinander bilden. Die Verknüpfungsstellen heißen "Synapsen". Auf dem Bild sehen Sie eine vereinfachte Darstellung von den Verbindungen die dann zu ganzen Netzwerken führen können. Diese Netzwerke können völlig unterschiedliche Inhalte haben. Die "Synapsen", also die Verknüpfungsstellen, sind auf dem Bild gelb eingekreist. Wenn diese Verbindungen oft angeregt werden (also bei Wiederholungen jedweder Art), werden die Netzwerke stärker und schneller. Dabei spielt die Verstärkung der Synapse selbst eine Rolle, aber auch eine Ummantelung der Nervenfaser. Diese Ummantelung heißt "Myelinscheide".
Die "Synapsen", oben gelb eingekreist, selbst werden bei häufigem Gebrauch verstärkt, auch dadurch wird die Übertragung leichter. Das sehen Sie im folgenden Bild:
Sie ahnen es: dabei kann sich das Gehirn in allem Möglichen "spezialisieren". Wie oben schon erwähnt: Diese Netzwerke können völlig unterschiedliche Inhalte haben: "Geige spielen", "Freundlich sein", "Kooperieren" oder auch "Grübeln", "Löcher in die Luft gucken", "Mich Prügeln". Es kann sich also um Konstruktives, aber auch um Abträgliches handeln. Je nachdem, womit man sich immer wieder beschäftigt, was man immer wieder tut, worüber man immer wieder nachdenkt. Deswegen raten wir ab einem bestimmten Alter den Kindern dazu, viel aufs Gute zu achten. Das ist ein wichtiger Schritt, um konstruktive Konzepte im Gehirn anzuregen, zu etablieren und zu festigen. Und den Eltern raten wir dazu, mit den Kindern über Gutes zu sprechen. Aus demselben Grund.
Etwas sein lassen bzw. Vermeidung wiederum führt zum Rückgang von Vernetzung, also zum Verlernen; im besten Fall zum Nachlassen von abträglichem Verhalten, je nachdem aber auch zum Verlust von Kompetenzen.
Dann werden im Kopf auch vom Vorbild die entsprechenden Nervenverbindungen angeregt, Handlungspläne entstehen, das kann abgegucktes (positives) "Abwarten" genauso sein wie ein nachgeahmter (negativer) "Wutanfall".
Auch worüber man nachdenkt oder was mit einem besprochen wird, wird im Kopf stärker. Wenn ich also darauf achte, was gut läuft, werden diese Bereiche stärker, wenn ich aber über meine Fehler nachdenke, rege ich die Konzepte von meinem Fehlverhalten an und stärke sie. Dasselbe gilt auch dafür, wenn mir mein Fehlverhalten (immer wieder) vor Augen geführt wird.
Worüber ich dagegen nicht weiter nachdenke, was ich akzeptiere und aushalte, wird im Gehirn abgeschwächt. Das kann hilfreich sein, wenn man Schlimmes erlebt hat oder wenn man starke (irrationale, hinderliche) Gefühle (Angst, Wut, psychosomatische Schmerzen) hat. Auf diese Weise ermöglicht man Selbstregulation, ein "sich wieder Einkriegen" und kann sich wieder hilfreichen Dingen zuwenden. Das Akzeptieren und Aushalten der Gefühle kann allerdings schwer sein und manchmal unmöglich erscheinen.
Das Gehirn checkt bei seinen Verdrahtungsentscheidungen auch die Folgen meines Verhaltens für mich ab: sind sie positiv oder negativ? Welche Konsequenz hat mein Verhalten für mich?
Last noch least: Das Gehirn ist gern in Gesellschaft. Alles, was zu Zuwendung führt, wird vorrangig verdrahtet. Hier können Sie auf die Entwicklung Ihres Kindes einwirken: Gehen Sie bei positivem Verhalten auf Ihr Kind ein! Und reagieren Sie mit pädagogischem Ignorieren (und Konsequenz) auf Verhalten, welches Ihr Kind nicht weiter bringt. Eingreifen ist trotzdem erlaubt und ist natürlich auch oft geboten (Schutz, Konsequenz).
Für alle die gern googeln: Hier noch ein paar Stichworte zu den Konzepten, nach denen wir arbeiten: Plastizität des Gehirns, Synapsen, psychologische Verstärkung, pädagogisches Ignorieren, Achtsamkeitspraxis nach Jon Kabat-Zinn, lösungs- und ressourcenorientierte Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer, Radikale Akzeptanz, Flow-Konzept nach Mihaly Csikszentmihalyi, Flooding in der Angstbehandlung (Verhaltenstherapie), Resilienz, posttraumatisches Wachstum, Selbstwirksamkeit.
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